Vom 17. bis zum 19. April 2024 unternahmen wir, in Kooperation mit dem Herbert-Wehner-Bildungswerk Dresden, eine grenzüberschreitende feministische Bildungsfahrt, die in Dresden begann und uns über Görlitz, Breslau, Kreisau und wieder zurück nach Dresden führte. Mit dabei waren sowohl deutsche als auch polnische Teilnehmerinnen.
Ziel der Reise war das Netzwerken mit den unterschiedlichen gleichstellungspolitischen Akteurinnen* sowie das Kennenlernen der vielfältigen Gleichstellungsstrukturen in Niederschlesien und Sachsen – welche Strukturen sind bereits vorhanden, wo können neue aufgebaut werden, was verbindet, was trennt uns, was können wir voneinander lernen.
Der 1. Tag begann offiziell in Görlitz mit einem Besuch des Vereins Second Attempt. Der Verein sagt selbst über sich: „Der Second Attempt e.V. hat sich zum Ziel gesetzt Eigeninitiative, Engagement und Ideen kreativer Menschen zu unterstützen und zu fördern. Die Arbeit und Initiativen des Vereins richten sich darauf aus, soziokulturelle Formate zu vervielfältigen und damit eine zukunftsfähige Stadtgesellschaft zu stärken. Mit der Betreibung des Zentrums für Jugend- und Soziokultur RABRYKA sichert der Verein einen Freiraum zum Experimentieren und einen Begegnungsort zur aktiven Gestaltung des gesellschaftlichen Wandels.“. Es war ein sehr gelungener Besuch; alle Teilnehmerinnen* waren begeistert. Die polnischen Kolleginnen wollen sich die RABRYKA zum Vorbild nehmen und selbst ein Zentrum für Jugend- und Soziokultur in ihrer Gemeinde aufbauen.
Weiter ging es in Görlitz mit einem Besuch des ideenfluß e.V. im Görlitzer Hauptbahnhof. Wir kamen ins Gespräch mit der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Görlitz, Marika Vetter. Sie stellte uns ihre vielfältige Arbeit vor und es begann ein intensiver Gedankenaustausch. Besonders beeindruckt waren alle von ihrem Neuland-Projekt „Frauen bauen – Frauen als Bauarbeiterinnen und Handwerkerinnen“. Dazu Marika: „Wir, Marika Vetter und Cathleen Specht, sind die Koordinatorinnen des Projektes „Frauen bauen – Frauen als Bauarbeiterinnen und Handwerkerinnen“ und greifen die Herausforderungen für Bauarbeiterinnen und Handwerkerinnen auf Baustellen auf und wollen sichtbar machen, dass auch Frauen auf Baustellen professionell, überzeugend und mit Herzblut Herausragendes umsetzen und erschaffen. Dazu brauchen wir auch vor allem Euch als Bauarbeiterinnen, Handwerkerinnen, Interessierte und Unterstützende!“. Es war beeindruckend! Ebenfalls in dieser Runde wurde der Verein „Frauen auf dem Weg nach Europa“ durch seine Vorsitzende Eva-Maria Reitz vorgestellt. Sie leisten seit Jahrzehnten eine grenzüberschreitende, überregionale Zusammenarbeit mit Frauen aus Niederschlesien und der Grenzregion in Tschechien. Es werden viele gemeinsame Veranstaltungen durchgeführt und es sind etliche persönliche Freundschaften entstanden.
Der 2. Tag begann mit einem „Frauenhistorischen Stadtrundgang – Auf den Spuren der Frauen von Breslau“.
Nach einer kurzen Mittagspause trafen wir uns im Verbindungsbüro des Freistaates Sachsen in Breslau mit weiteren polnischen Frauen, die extra an diesem Tag nach Breslau gekommen sind, um sich und ihre Organisationen vorzustellen. Insgesamt gab es sechs Vorträge und eine Diskussionsrunde. Hier die Vorträge:
- Gleichstellungspolitik der Stadt Breslau | Alina Szeptycka, Beauftragte des Oberbürgermeisters von Breslau für Gleichstellung
- Vorstellung des Breslauer Frauenrates | Joanna Nyczak, Vorsitzende
- Vorstellung des Lebuser Frauenrates | Zofia Szozda, Vorsitzende
- Abtreibungspolitik in Polen | Katarzyna Lubieniecka-Rozylo, Beauftragte des Woiwoden von Niederschlesien für Gleichstellung
- Vorstellung der Kampagne „It’s Your Choice“, eine Pro-Frequenz-Beteiligungskampagne vor den Parlamentswahlen in Polen im Oktober 2023 | Zosia Sanejko, Koordinatorin und Ideengeberin der Kampagne
- Vorstellung der Kampagne „Frauen zur Wahl“, eine Pro-Frequenz-Beteiligungskampagne vor den Parlamentswahlen in Polen im Oktober 2023 | Olga Adamkiewicz
Beeindruckt haben uns besonders die beiden Kampagnen zur Parlamentswahl in Polen im letzten Jahr. Der Funke sprang sofort über; alle Teilnehmenden waren begeistert darüber, dass es gelungen ist, mit diesen gezielten Kampagnen vor allem Frauen zwischen 18 und 34 Jahren zu motivieren, wählen zu gehen. Die Wahl konnte damit entscheidend beeinflusst werden.
Am 3. und letzten Tag ging es nach Kreisau. Hier besuchten wir die Stiftung Kreisau, das Zentrum für europäischen Dialog und Begegnung in der geistigen Tradition des Kreisauer Kreises, einer deutschen Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus. Wir erhielten einen besonderen frauenpolitischen Vortrag zum Widerstand von Frauen während der NS-Zeit sowie zur historischen Entwicklung der polnischen Frauenbewegung.